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Trekking in den Pyrenäen im April 2001


 
Samstag, der 31. März 2001
Nach etwa 16 Stunden Fahrt durch Deutschland, Frankreich und Spanien sahen wir sie endlich: die Pyrenäen.
Christoph, Markus und ich waren ziemlich müde nach der langen Nacht im fahrenden Auto.
Aber der Anblick der Berge entschädigte uns doch sehr.
Hier in La Seu wollten wir unser Auto stehen lassen, um zu Fuß zum etwa 50km entfernten
Nationalpark Aigues Tortes zu laufen, doch es kam alles ganz anders.
Spezielle Wanderkarten von diesem Gebiet hatten wir zwar nicht, aber wir sind ja Outdoor-Erfahren (hihihi).
Am Abend bauten wir zum ersten Mal das Zelt auf, mitten in der Wildnis. Den ganzen Tag waren wir bei etwa 25°C
durch Dörfer, Wiesen und Felder gelatscht, ohne auch nur einen Tropfen Wasser zu finden.
Das brachte unsere Pläne total durcheinander.
Aufgrund fehlender Karten hatten wir auch so manchen Umweg hinter uns.
Schön war es hier dennoch.
Auch am nächsten Tag fanden keinen Bach oder See mit Trinkwasser.
So beschlossen wir, uns wieder in das Auto zu schwingen und näher an unser Ziel heran zu fahren.
Denn im Nationalpark, da gibts Wasser im Überfluß.
Jou, da waren wir dann in etwa 2000m Höhe mitten im Schnee.
Um zu diesem Plateau zu gelangen, waren wir bereits mehrfach bis zu den Knien im Schnee. Unsere Hosen trieften vor Nässe.
Egal. Zelt aufbauen und erst mal ne warme Nudelmahlzeit mit geschmolzenem Schnee zubereiten.
Christoph war ziemlich sauer, weil wir eigentlich gar nicht in den Schnee wollten.
Am nächsten morgen war für Christoph und Markus klar: Weiter gehts nur mit Schneeschuhen!
Ist auch vernünftig, denn hier lagen stellenweise noch bis zu 2m Schnee.
Wer kein Geld hat, so wie ich, der muß es halt ohne Spezialausrüstung wagen.
Wenigstens hatten wir geiles Wetter.
Also machte sich Markus (hier noch hinter mir beim Frühstück) auf zum Auto, um Schneeschuhe zu mieten.
In der Zwischenzeit ging ich schon mal das das Tal in Richtung Estany de Gerber hinauf,
um die Lage zu peilen.
Ich kann nur bestätigen, was wir zuvor im Reiseführer gelesen haben:
Die Wanderung durch das Valle de Gerber gehört zu den schönsten Aufstiegen zum Nationalpark.
Eine enge Schlucht mit Bächen, Seen, kleinen Wäldern und Kletterfelsen.
Herrlich!
Unterdessen wartete Christoph immer noch auf Markus mit den Schneeschuhen.
Da! Da isser mit dem Auto.
Hat er die Schneeschuhe?
Jepp, hat er.
Na dann kanns ja los gehen.
Diesmal zu dritt, nachmittags um 4 Uhr.
Das Auto blieb allein in irgendeiner Serpentine zurück
Hier gabs dann auch frisches Wasser, nicht nur gebratenen Schnee.
Jou, und das ist dann der Nachteil, wenn man keine Schneeschuhe hat.
Man ist etwa einen halben Meter kleiner als der Rest der Mannschaft.
Bei etwa jedem 10. Schritt sackte ich bis zum Knie oder gar bis zur Hüfte ein.
Das war ne echte Keulerei.
Hinter diesem Tal lag der See Estany de Gerber.
Na, dann konnte ja eigentlich nix mehr schiefgehen, oder?
Plötzlich ein lauter Hilferuf von Markus.
Er versank bis zu den Armen im Schnee. 3m unter ihm plätscherte ein kleiner Bach, den wir schon seit
geraumer Zeit unter der Schneedecke hörten.
Nicht aufgepaßt, wa?
Der Estany de Gerber war komplett zugefroren. Keine Zeltmöglichkeit am Ufer.
Na dann eben weiter oben.
Da war er, unser Zeltplatz. Etwas 100m oberhalb des Sees.
Aussichtsplattform inklusive.Da haben wir erst mal einen heißen Grog und etwas Irish-Coffee genossen.
Schließlich waren die letzen 3 Stunden ja auch anstrengend gewesen.
Am näxten Tag gings dann um den See herum...
Und etwa 150m hinauf durch Tiefschnee...
Zur Mittagspause. 
Mit super Aussicht auf den zurückgelegten Weg (auch wenns nicht viel war).
Dieses Refugium sollte uns für die Nacht ein Dach über dem Kopf bieten.
Um diese Jehreszeit ist hier nix los.
Wir waren die einzigen Gäste.
Kosten für Logis: 0,00 DM.
Die wunderbare Aussicht wurde nur durch ein paar umherfliegende Klopapierfetzen von Christoph getrübt.
Mann, fast wäre mir so ein Teil an die Backe geklatscht.
Das lag aber am Wind, nicht wahr, Christoph?
Unser zweiter Skatabend. Diesmal hat Markus nicht so schnell verloren.   :-)
Mir fiel auf, daß ziemlich schlecht gelüftet war.
Aber war ja auch umsonst.
Da gings dann am näxten Morgen rauf.
Auf 2700m. Zum Passe de Gerber.
200 Höhenmeter etwa.
Das war in einer Stunde dann auch geschafft.
Aber vorher hatte Markus noch mal Wasser geholt.
Mit der Schaufel aus der Hütte sind die 40cm Schnee und Eis bis zur Wasseroberfläche ein Kinderspiel.
Danke, Markus.
Die Aussicht am Morgen.
Dann gings los...
In der Bildmitte sieht man noch die Blechhütte.
Und die zwei Weggefährten, die jede Menge Zeit mit dem Anschnallen der Schneeschuhe verbracht hatten.
Ich war indes schon mal vorausgeeeilt.
Hier wartete ich.
2 Minuten später waren sie dann da.
Weiter gehts.
Zum Paß.
Wieder war einer der vielen Schneeabgänge (Minilawinen) zu queren.
Diese Schneeabgänge sollte man aber nicht zu leicht nehmen.
Je nach Länge und Steilheit des Hanges können sie einen sehr übel zurichten, wenn man mitgerissen wird.
Das war dann der Paß, fotografiert von weiter oben. Das erste Fünftel des Weges, den wir uns
für diesen Tag vorgenommen hatten (ach, wenn ich doch nur gewußt hätte, was noch kommt...)
Denn eine Viertelstunde später fing das Chaos an.
An einem etwa 400m langen, sehr steilen Hang kamen wir an eine Stelle, die Markus als Erster, in Gedanken versunken, querte.
Christoph folgte ihm in 20m Abstand. Ich wartete. Gegen Ende des Hanges wurde es dermaßen steil, daß Christoph und
ich dachten: Nein, zu gefährlich.
Ich suchte und fand einen Weg oberhalb von Markus' Route.Und lotste Christoph zurück und bergauf.
Seinen Rucksack hatte Christoph indessen Markus übergeben.
Bei einem Ausrutscher wäre der Betreffende bis runter in den See geschlittert.
Und keine Hilfe weit und breit. Wir waren ganz allein!
Also gings obenrum und auf der anderen Seite des Gipfels wieder runter.
Glücklich vereint wollten wir nun zum vereinbarten See wandern, um dort zu Mittag zu essen.
Doch diesmal machte ich uns einen Strich durch die Rechnung.
Ich trennte mich an einem weiteren Hang von den beiden, um zu sehen, ob der See vielleicht hinter diesem
komischen Hügel lag...
Er war da. Ich sagte den beiden Freunden: Geht weiter bergab und folgt dann dem Bach zum See.
Doch ich hatte die Karte, und das Gelände war nicht eindeutig. Und so verbrachten wir die näxten drei Stunden damit,
uns zu suchen, statt zu rasten oder weiter zu gehen. Mein Fehler!
Wir fanden uns schließlich bei dieser Hütte.
Na ja, was solls. Da haben wir eben wieder Skat gespielt.
Hier an der Hütte wollte wohl schon jemand aufgeben.
Der letzte Tag im Schnee.
Wie so oft sah ich die Spuren meiner Gefährten im Schnee.
Diesen Grat mußten wir überqueren, um wieder ins Valle de Gerber zu gelangen.
Nun, der Aufstieg war nicht schwierig.
Auch die Aussicht konnte sich sehen lassen.
Aber auf der anderen Seite, beim Abstieg, da wurd's  dann wieder kriminell.
Mit Rucksack auf allen Vieren durch stellenweise fast senkrechtes Gelände.
Geil!
Hat echt Spaß gemacht.
Nur Ausrutschen sollte man nicht.
Auch ein leichtes Anrempeln des anderen hat hier und da zu einem "Oaaahhh" geführt.
Passiert ist aber nix, bis auf...
Das letzte Schneefeld.
"Das machen wir ohne Rucksack", war unsere Meinung. Einer geht voran, und dem werfen wir dann die Rucksäcke zu.
Gesagt getan. Hat auch alles geklappt. Nur 1 Rucksack, der von Markus, ist abgestürzt. Ist aber heil geblieben.
Den Rest des Hangs rutschten wir dann auf den Isomatten runter.
Heißa!
Mittags stellte sich dann heraus, daß zwar Markus' abgestürzter Rucksack heil war, aber die Nudelsuppe mit Brokoli
hat den 150m-Stunt dann doch nicht überlebt.
Bei der näxten Trekkingtour kann sich Markus direkt von seinem Rucksack ernähren. hihihi.
Jou, und der Rest war nur noch Keulerei.
Durch das anhaltende Tauwetter schwand die Festigkeit des Schnees, sodaß wir alle 3, auch die mit Schneeschuhen
bewaffneten, beim Abstieg dauernd bis zur Hüfte in irgendwelchen Löchern unter der Schneedecke versanken.
In der letzen Nacht in den Pyrenäen bauten wir unsere Zelte im wunderschönen Valle de Gerber auf, ich fror mir ein weiteres
Mal den Arsch ab und wir beschlossen, den näxten Tag am Meer zu verbringen.
Schwimmen wollten wir da. Hätte auch geklappt, wenn nicht noch so ein verdammter Sturm über Cadaques hergezogen wäre.

Aber toll wars. Ein echtes Abenteuer.

PS.:
Es gibt zwei Arten, so eine Tour durchzuführen: Entweder schwingt sich einer zum Führer auf und bestimmt die ganze Zeit, was zu tun ist (natürlich immer im Rahmen der Möglichkeiten aller Teilnehmer) oder man macht das ganz demokratisch.
Wir haben diese Tour ganz demokratisch durchgeführt. Das hat nicht immer reibungslos geklappt, aber ich denke, daß dadurch unsere Freundschaft gewachsen ist.
Ich bin froh, daß dieser Urlaub so gelaufen ist, wie er gelaufen ist.

Dank, Euch beiden!