Trekking in Ross & Cromarty, Schottland
am Glen Affric, Loch Mullardoch und Loch Monar
english version (english version)
Ein Bildbericht von Horst Rudolph

(www.horst-rudolph.de)

 

Tourlänge: Insgesamt ca. 120 km (13 + 24 + 12 + 18 + 23 + 16 + 14).
Dauer: 7 Tage (ohne An- und Abreise). Jeden Tag bin ich 5 bis 10 Stunden gewandert.
Reisezeit: Vom 26.05.2006 bis 02.06.2006 (der Mai soll der trockenste Monat sein)
Start und Ziel: Campingplatz bei Cannich. Dort kann man das Auto für mehrere Tage stehen lassen.
Wetter: Regen und Sonnenschein bei 15°C bis 20°C in den Niederungen, in Höhenlagen sogar nur um ca. 10°C.
Terrain: 100 m bis 1150 m über NN. Von bewaldeten Regionen bis hin zu baumloser Graslandschaft.
Tiere: Hirsche, Schafe, Kühe, Möwen, Frösche, Raupen.
Menschen: Wenige, stellenweise keine; am Loch Affric jedoch mehr.
Handyempfang: Nur in der Nähe von größeren Siedlungen.
Kartenmaterial: Gibt's: Ordnance Survey Nr. 25 "Glen Carron & Glen Affric", M 1:50.000.

  Besucher seit dem 22.06.2007


 
Zuerst mal einige Übersichtskarten.
Klar, Schottland liegt im Norden Großbritanniens.
Ein Mausklick auf die Bilder zeigt jeweils eine vergrößerte Darstellung.
Wie deutlich zu erkennen ist, zoomen wir mal Schritt für Schritt näher an die Gegend heran, in der ich meine Tour durchwandert habe.

Grob gesagt befindet sich die Gegend etwa 30 km nordwestlich vom Loch Ness.
Hier ist die Wanderroute dargestellt (Klickt mal drauf, dann wird's deutlicher angezeigt).

Im Zentrum der Tour liegen die Seen Loch Monar, Loch Mullardoch und Loch Affric.
Die Zahlen 1-6 markieren die Orte, an denen ich jeweils mein Zelt aufgeschlagen habe.

In roter Farbe sind einige markante Orte dargestellt.
Am Glen Affric Backpackers Hostel im Örtchen Cannich habe ich gegen eine Gebühr von 1 Pfund pro Tag den Mietwagen stehen lassen können.
Von hier aus bin ich dann den River Affric flußaufwärts entlang gegangen.
Sicher, man kann das Auto auch an einem der Parkplätze am Loch Affric stehen lassen, doch ist es dort nicht so sicher aufgehoben.
Zum ersten Etappenziel, dem Loch Beinn a' Mheadhoin, sind es gute 4 Stunden zu Fuß. Die Strecke ist noch recht einfach: es geht auf einer asphaltierten Straße leicht bergan.
Unterwegs passiert man viele kleine Wasserfälle, wie die Dogfalls, die sich ihren Weg durch die Kiefern- und Birkenwälder bahnen.
Mein erster Zeltplatz am Loch Beinn a' Mheadhoin.
Panoramabild, zusammengesetzt aus 3 Einzelfotos.
Am selben Gewässer. Baumbestandene Uferzonen wechseln sich mit sumpfigen Wiesen ab. Landschaftlich sehr reizvoll, das finden auch die vielen Touristen, die mit ihren Autos bis hier hin gelangen können.
Ein Wasserfall, nahe Loch Affric.
Während der gesamten Wanderung habe ich mehr als 100 solcher kleiner Wasserfälle gesehen.
Loch Affric.
Die Logde auf dem rechten Foto ist anspruchsvoll eingerichtet und kann für teures Geld gemietet werden.
Hinter dem Loch Affric geht es dann weiter gemächlich bergauf. Die bewaldete Zone lässt man bald hinter sich und kommt in Gebiete, die von Gräsern, Moosen und Steinen dominiert werden.

Während in den Tälern etwa 10°C Temperatur herrschen, findet sich noch Schnee auf dem ein oder anderen Berg. Diese beiden Fotos sind gemacht worden zwischen dem Loch Affric und der Jugendherberge Alltbeithe, die an diesem Tag von vielen Wanderern als Übernachtungsmöglichkeit genutzt wurde.

Berge im Licht.
An diesem Tag wechselte Regen mit Sonnenschein ab. Die dabei entstehenden Lichtstimmungen kann man mit dem Fotoapparat nur bedingt einfangen.
Hier, am Fluß Allt Gleann Gniomhaidh, ca. 3 km westlich der Jugendherberge Alltbeithe, habe ich für die 2. Nacht mein Zelt aufgeschlagen. Ein kleiner Hügel mit alten Mauerresten gab mir etwas Windschutz. Der Wind pfeift zum Teil ganz schön heftig durch die flachen Täler, wie durch einen Windkanal.
Erodierter Torf.
An manchen Stellen bleiben nur noch die "alten Recken" stehen.
Wer weiß, wie lang noch?

Sieht zwar blöd aus, hat aber geklappt.
Als ich den Fluß "Abhainn Gaorsaic" überqueren mußte, habe ich kurzerhand die Regenhose mit Schnüren fest mit den Schuhen verbunden und bin durch tiefes strömendes Wasser gegangen.
Wiesen, über die ich ging.
Gezeichnet vom häufigen Niederschlag.
Triefend.
Unter Wasser.
Ausgewaschen - Stolperfallen: Vorsicht!
Die Falls of Glomach.
Wer sich ihnen von Killilan nähert, hat etwa 3 Stunden Fußmarsch zu bewältigen. Der gut erkennbare (weil häufig begangene) Weg führt bis an die oberste Klippe des Wasserfalls.
Der Weg lohnt sich, (auch wenn man hinterher wieder denselben Weg zurück muss) da er sehr nah an den einzelnen Passagen des Wasserfalls vorbei führt.
Mit Pausen sollte man 7-8 Stunden Zeit einplanen.
Ich dagegen bin aus dem Bildhintergrund, also aus südlicher Richtung an die Wasserfälle gelangt. Da südlich dieser Wasserfälle erst mal nur Wildnis ist, dauert die Anreise auch entsprechend länger.
Ein Sonnenuntergang wie bei den Hobbits. Noch nie vorher habe ich ein so grandioses Lichtspiel gesehen, dessen Atmosphäre eine Fotokamera nur zum Teil einfangen kann.
Zeltaufbau am River Elchaig.
Hier beginnt für viele Wanderer der Aufstieg zu den Falls of Glomach.
Für mich war es das Ende einer Tagesetappe, da ich von Süden her den Wasserfall passiert habe.
Die ersten Hirsche, die ich während dieser Tour gesehen habe.
Einer von ihnen hat in respektvollem Abstand zu meinem Zelt den River Elchaig durchquert.
Auf meinem Weg nach Killilan, einem kleinen sog. Estate, in dem Fremden der Zugang mit dem Wagen verwehrt ist, habe ich die ersten Schafe gesehen. Eigentlich hatte ich viel mehr Schafe erwartet.
Selbst Ende Mai, Anfang Juni sind die 1000 m hohen Berge zum Teil noch mit Schnee bedeckt.
In Killilan. Kein Handyempfang aber eine Telefonzelle mit freundlichem Operator am anderen Ende. So konnte ich dann am 3. Tag endlich mit meiner Liebsten zu Hause telefonieren. Geht ja auch nicht, dass sie sich die ganze Zeit Sorgen macht. Am nächsten Morgen, in knapp 5 km Entfernung von Attadale hatte ich nochmal ein wenig Handyempfang, für den Rest der Zeit dann aber nicht mehr.
Sehr schön, die kleinen, schmalen Baumbestände entlang der Bäche. Fragt mich nicht, warum sich das Gehölz dort hält und ringsum gar nix wächst. Wenn man aber mal rein geht, sieht's dort echt toll aus. Wie in einem Feenwald.
Wer hier, am Lochan Iasaich, nahe Attadale, sein Zelt aufschlägt, ist selber schuld. Sieht zwar romantisch aus, aber hier wimmelt es von Zecken! Innerhalb kürzester Zeit hatte ich 10 Zecken an den Beinen. Während des Abends haben sich hunderte das Zelt hoch gehangelt. Beim Abbau am nächsten Morgen habe ich viele Winzlinge mit eingepackt. Die haben mir noch Tage später Streß gemacht: Machste Dir 3 Tage später 'nen Kaffee, schwimmt da ne Zecke drin. Bah!
Auf dem Weg zur Bendronaig Lodge.
Wer genau hinsieht, kann sie auf dem rechten Bild erkennen.
Mitten in der Pampa!
Witzig.
Nahe bei, diese wackelige, halbverfallene Hängebrücke über einen Zufluß des Uige Dubh. Das war mir ein Foto mit Stativ und Selbstauslöser wert.
Von hier aus geht's dann rauf zum Loch Calavie.
Schattenspiele

Täuscht euch nicht!
Die Vegetation ist längst nicht so karg, wie es auf den Fotos rüber kommt.
Es gibt unzählige Arten von Moosen, Flechten, Gräsern, kleinen Blüten. Alle Farben sind vertreten, von weiß über lila und orange, blau, natürlich grün, bis schwarz.
Dutzende von Spinnen und Insekten bevölkern die Landschaft.

Der Reiz liegt im Detail! Wer ein Auge für die Feinheiten hat, erkennt die wahre Schönheit.
Am Loch Calavie.
Hier gibt es jede Menge kleine Strände, die bei gutem Wetter zum Sonnenbaden einladen. Mit dem Schwimmen würde ich mich zurückhalten, da das Wasser doch recht kalt ist.
Die Wanderung hier fand ich sehr beeindruckend: still, wildromantisch, karg, kühle Landschaft, warmes Wetter. Toll!

Panoramabild vom Pait Forest, fotografiert in südliche Richtung.
An diesem Tag habe ich allein an den Hängen nördlich des Loch Calavie an die 100 Hirsche gesehen.
Das Jungtier (rechts) hat direkt neben dem Weg gelegen und sich bei unserer Begegnung genau so erschreckt, wie ich.
Die Pait Lodge am Loch Monar wird saisonal von einem älteren Ehepaar bewohnt. Ein sehr schönes und gepflegtes Anwesen, welches so gar nicht in die umgebende Wildnis passt.
Mitten in der kargen Landschaft, ein Wohnsitz mit englischem Garten.
Krasser geht's nicht.
Ein wunderbarer Platz zum Zelten, etwa 2 km südlich der Pait Lodge, am Allt Riabhachain, einem Zufluß des Loch Monar.
Auf dem Sgurr na Lapaich in 1150 m Höhe.
Hab ganz schön gefroren dort oben. Die vom Aufstieg durchgeschwitzten Kleidungsstücke werden schnell kalt. Dann heißt es: ab Marsch, weiter geht's!
Bei dem anschließenden "Ridgewalk" entlang des Grates von einem Gipfel zum nächsten stieß ich dann auch auf Marmorbrocken.
Liegen da einfach rum: Marmorbrocken mit Landkartenflechte.
Schön!
Da bin ich dann runter, zum Allt Loch a' Choire Bhig (richtig, das bezeichnet den Fluß). Auf der rechten Uferseite ist's recht ausgewaschen. Hier finden sich alte Wurzeln im Torf. Daraus schließe ich folgerichtig, dass es hier nicht immer so karg ausgesehen hat. Solche Stellen habe ich für mich Waldfriedhöfe genannt: Hier sind ganze Wälder gestorben.
Am letzten Tag der Trekkingtour fand ich noch ein schönes Plätzchen am Loch Mullardoch.
Der Rückweg über die asphaltierte Straße bis nach Cannich zog sich allerdings noch über 4 Stunden hin.
Ein schöner Zeltplatz, den ich in North Shian bei Portnacroich gefunden habe.
Direkt am Firth of Lorn gelegen.
Da es windstill gewesen war, hatte ich mir das Zelt mit tausend Midgies (kleinen mückenähnlichen Fliegen) teilen müssen.
Den letzten und vorletzten Tag meines Aufenthaltes habe ich noch dazu genutzt, einige Schlösser und Ruinen anzusehen.
Links das Eilean Donan Castle der McCraes am Loch Duich.
Rechts das Castle Stalker bei Portnacroich.
Dunstaffnage Castle in Connel, nahe der Stadt Oban.
Links: die Außenansicht.
Rechts: das ehemalige Wohngebäude mit Brunnen im Innenhof.
Unweit der Ruine des Dunstaffnage Castle, im Wald, befindet sich eine seit hundert Jahren verfallene Kapelle, in der sich jedoch immer noch Mitglieder der Familie begraben lassen. Zumindest sind an den Wänden Grabsteine angebracht, die bis ins Jahr 1998 datieren.

Der rechts abgebildete Totenkopf befindet sich an der Außenwand der Kapelle.

Trekking, das ist für mich:
  Ein bis zwei Horizonte pro Tag durchwandern
  Die Marschrichtung selbst bestimmen können
E
ndlose Weiten ohne Mauern, ohne Zäune
Eins sein mit der Natur
Alles dabei haben
Freiheit